Inhalte
Basistexte
Organisationsentwicklung
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Anforderungen an die BFW-Organisation zur Förderung handlungsorientierter Lernprozesse
von Wolfgang Seyd u. Jochen Walter, 27.08.96
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Grundlegende Auf- sätze zur Entwicklung von Organisationen
im Transferprojekt GhbRE
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Die organisatorischen Rahmenbedingungen bestimmen wesentlich
mit, nach welchen didaktischen Kriterien Ausbildungsgänge gestaltet
werden können.
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Lernstruktur
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Allgemeinbildende sowie berufsbezogene Projekte und Fallstudien
sollen den Ausbildungsgang strukturieren und das organisierende Prinzip
bilden.
Damit wird die Ausbildung abweichend von der herkömmlichen
Fächerstruktur zu größeren inhaltlichen Einheiten bzw.
Lernbereichen gebündelt. Zusammenhängende Inhalte mehrerer Fächer
werden je nach Lernaufgabe integriert. Es können z.B. Vor- und Nachmittagsblöcke
gebildet werden.
Bestimmte Fachinhalte (z.B. Maschineschreiben oder Schweißen) werden
ggfs. als Inhaltsblöcke epochal eingebaut.
Konsequenzen für die Organisationsentwicklung:
- Aufgabe des Systems der genau abgegrenzten Unterrichtsfächer als
organisatorisches Prinzip.
- Unterstützung des Entwicklungsprozesses
(Weiterbildung, Coaching, Ressourcen bereitstellen) von der Fach- zur
Handlungssystematik.
- Einführung eines offenen, nur auf mittlerer
Konkretisierungsebene vorplanbaren, Systems von Lernbereichen mit Projekten,
Fallstudien, Kursen/Modulen/Bausteinen/Epochen, einzelnen Rest-Fächern...
- Verlagerung der Planungszuständigkeit für Lerninhalte und
-abläufe in die Reha-Teams im Rahmen zu vereinbarender Regelungen.
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Lehr/-Ausbildungspersonal
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Entsprechend der oben beschriebenen Lernstruktur muß
das Fachleherprinzip ergänzt und die Praxis der "Ablieferdidaktik"
im 90 Minutentakt aufgegeben werden. Anstelle der Aufteilung auf Spezialdisziplinen
und Fächer tritt die im Reha-Team abgestimmte fachliche und fächerübergreifende
Betreuung von Projekten bzw. anderer Lernarrangements. Die zeitliche Strukturierung
ergibt sich nicht aus den Bedarfen der Lehrkräfte, sondern aus der
Sache. Daher ist ein Stundenplan nicht mehr sinnvoll. Das Reha-Team legt
die Vorbereitungs- und Betreuungsverantwortlichkeiten für die Lernabschnitte
verbindlich fest.
Entscheidend hierfür ist das Zurückdrängen
des "Einzelkämpfertums" zugunsten einer gemeinsamen Vorbereitung
und Gestaltung der Ausbildung in einem Lehrer-/Ausbilderteam. Das Team
benötigt zur Umsetzung seiner Aufgaben einen hohen Grad an Autonomie
i.S. verantwortlicher Selbstorganisation. Dies bezieht sich z.B. auf didaktische
Entscheidungen, aber auch auf organisatorische Fragen wie Personaleinsatz,
Arbeitszeitverteilung, Vertretungen, Aufgabenzuweisungen usw. im Rahmen
zu vereinbarender Regelungen. Die beteiligten Ausbilder/Lehrer sind in
diesem Verhältnis keine Spezialisten mehr, die in mehreren unterschiedlichen
Ausbildungsgängen ("Klassen") im 90 Minutentakt "ihr"
Fach lehren, sondern sind als Mitglied eines oder zweier Teams für
ein oder zwei Ausbildungsgänge umfassend zuständig. Sie müssen
sich in einem bestimmten Rahmen zu Generalisten (mit Schwerpunkten bzw.
besonderen Stärken und Erfahrungen) entwickeln und neue Themen mit
einem zu definierenden "Mindest-Tiefgang" beherrschen, aber
auch didaktisch befähigt sein, neue Problemstellungen mit den Lernenden
gemeinsam aufzuarbeiten.
Konsequenzen für die Organisationsentwicklung:
- Etablierung und Förderung selbstorganisierter Reha-Teams
mit weitgehenden Entscheidungs- und Handlungsfreiräumen, aber auch
Rechenschaftspflicht und Ergebnisverantwortlichkeit.
- Aufgabe des Stundenplans als zentrales Planungsinstrument
zugunsten dezentraler Vorbereitungs- und Betreuungspläne.
- Ggfs. Anpassung von Arbeitszeitregelungen, die dem entgegenstehen.
- Wandel der Abteilungsleitung vom "Entscheider"
zum "Koordinator mit Service-Funktionen".
- Fachliche, pädagogisch-didaktische und arbeitsorganisatorische
Weiterbildung für Ausbilder/Lehrer.
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Lernorte
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Theorie und Praxis sind - wenn inhaltlich-fachlich möglich
- von vornherein mindestens didaktisch zu parallelisieren, im fortgeschrittenen
Stadium zu integrieren. Themenkomplexe bspw. für die "Werkstattarbeit"
und den "Unterricht" oder für die "Übungsfirma"
und den "Unterricht" sind möglichst lernortübergreifend
zu gestalten. Die räumliche und organisatorische Trennung der Lernorte
ist aufzuheben zugunsten einer inhaltlichen und praktischen Verbindung.
Räumlichkeiten sollten multifunktional genutzt werden
können. Eine Unterbrechung von Projektarbeiten usw. durch Mehrfachbelegung
von Räumen und daher ständig notwendigem Raumwechsel ist auf
ein Mindestmaß zu reduzieren.
Konsequenzen für die Organisationsentwicklung:
- Unterstützung des Entwicklungsprozesses (Weiterbildung,
Coaching, Ressourcen bereitstellen) einer Theorie-Praxis-Integration.
- Diskussions- und Entscheidungsprozeß über
das Verhältnis von "Lehrern" und "Ausbildern"
hinsichtlich Arbeitsteilung/Aufgabenabgrenzung, Bezahlung, Arbeitszeit
sowie Stellung (Rechte/Pflichten, Status) im BFW.
- Ggfs. Überarbeitung des Raumkonzeptes/der Raumorganisation.
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Ausstattung
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Durch das Reha-Team ausgewählte Geräte, Materialien,
Medien, Modelle usw. sollten ausreichend vorhanden und den Lernenden frei
zugänglich sein. Unmittelbarer Zugriff auf PC´s (mindestens einer
pro Arbeitsgruppe) und eine Handbibliothek sowie auf Visualisierungsmedien
(z.B. Metaplan-Set) gehören zu den Selbstverständlichkeiten.
Konsequenzen für die Organisationsentwicklung:
- Überprüfung der Ausstattung und ggfs. Entrümpelung
bzw. Nachbesserung.
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Beschaffung / Finanzierung
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Ein eigenes Budget des Ausbildungsganges für aktuell
notwendige Anschaffungen (z.B. Lernmaterialien) oder spontane Gruppenaktivitäten
(z.B. Exkursionen) sollte zur Verfügung stehen. Der Etat ist unbürokratisch
zu verwenden: der Nachweis von Ausgaben durch Quittungen reicht aus; es
müssen weder langwierige Antrags- und Bewilligungsverfahren durchlaufen,
noch langfristige Ausgabenplanungen vorgenommen werden. Das ganze Budget
oder ein Teil davon kann von den Teilnehmer/innen in eigener Verantwortung
verwaltet werden. Nach den vorliegenden Erfahrungen sollte die Höhe
des Budgets mindestens DM 500,- pro Semester betragen.
Konsequenzen für die Organisationsentwicklung:
- Diskussions- und Entscheidungsprozeß bzgl. der
Größe des Budgets und der Abrechnungsprozeduren.
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Kommunikation
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Das (Selbst-) Verständnis von Lehrern/Ausbildern
als Lernberater sowie das Lernen in Gruppen bringt mannigfaltige Anlässe
für eine regelmäßige Kommunikation mit sich. Regelmäßige
Zusammenkünfte ("jour fixe") z.B. einmal in der Woche mit
allen Teilnehmer/innen und dem Reha-Team - quasi als integraler Bestandteil
des Lernprozesses - sollten zeitlich und räumlich möglich sein.
Bei diesen regelmäßigen Zusammenkünften ist eine aktive
Beteiligung der Teilnehmer/innen an ihrem Lernprozeß zu fördern.
Aber auch das Reha-Team hat einen hohen Kommunikations-
und Abstimmungsbedarf. Daher sollten ebenso regelmäßige Teamsitzungen
zeitlich und räumlich möglich sein.
Konsequenzen für die Organisationsentwicklung:
- Etablierung der o.g. Zusammenkünfte (hohe Wertschätzung
durch die Leitung) einschließlich der Bemühung zum Freistellung/Entlastung
der Lehrer/Ausbilder sowie der Reha-Berater und Psychologen, damit sie
diese Zusammenkünfte in der Regel wahrnehmen können.
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aktualisiert:
05.07.00
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